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Das Wetter war zwar zunächst durchwachsen – mal Regen, mal Sonne- aber unser schönes Adolf Heine Bürgerhaus in Krebeck war Freitag-Mittag trotzdem voll und es kamen im Laufe weniger Stunden noch so viele Leute hinzu, dass wir im Tagungsraum einige Stühle nachrüsten mussten (das kennen wir Krebecker ja auch nicht anders)! Um keinen lange auf die Folter zu spannen - am Freitag, den 10. und Samstag, den 11. September 2010 war in Krebeck die

Bioenergiedörfer-Tagung

des LEADER Regionalmanagements LAG Göttinger Land

und seiner Veranstaltungspartner (Landkreis Göttingen, IZNE, CNE, Energieagentur Region Göttingen, FNR und LEB). Die Tagungsteilnehmer waren aus Krebeck und Wollbrandshausen (versteht sich ja von selbst), aus den niedersächsischen Bioenergiedörfern Jühnde, Barlissen, Reiffenhausen, Verliehausen, aus Bioenergieregionen anderer Bundesländer (auch aus meinem Heimat-Bundesland BW), aus Österreich (Bioenergiedorf Güssing), Belgien, Portugal und sogar aus Korea in unsere Bioenergiedorf-Gemeinschaft Wollbrandshausen-Krebeck gekommen.

Josef Sorhage, Bürgermeister und Aufsichtsratsvoritzender der Bioenergie Wollbrandshausen-Krebeck e.G., begrüßte seine Gäste, freute sich über das große Interesse und zeigte seine Begeisterung für das eigene Bioenergiedorf-Projekt:

„Wir haben hier ein tolles Beispiel im Eichsfeld. Die dörfliche Gemeinschaft braucht solche Projekte für eine nachhaltige Entwicklung!“

Frau Christel Wemheuer, Kreisrätin des Landkreises Göttingen, ehrte die Veranstaltung durch einleitende Worte und ihre interessierte Teilnahme an beiden Tagen.

Am Freitag wurden dann hauptsächlich interessante Vorträge gehalten über die Idee und die Bedeutung des Bioenergiedorfes, über das erste Bioenergiedorf Jühnde, über die Bioenergiedörfer im Göttinger Land sowie über Bioenergiegemeinden in Deutschland und Österreich (Güssing).

Am Samstag wurden nach der Vorstellung der Bioenergiedörfer der Region Göttinger Land zahlreiche Workshops mit integrierten Impulsreferaten abgehalten, deren Themen breit gefächert waren. Zum Abschluss wurde das "energieZENTRUM" Wolpertshausen vorgestellt und unsere eigene Biogasanlage interessiert in Augenschein genommen (von den koreanischen Teilnehmern sogar gefilmt) .

Weitere interessante Informationen zur Bioenergiedörfer-Tagung finden Sie unter "Die Bioenergiedörfer-Tagungn 2010 war hier bei uns in Krebeck!" Folgen 2 bis 4 hier unter "Aktuelles".

(Fast) alle Vorträge und Impulsreferate der Tagung sind übrigens auf der Homepage der Energieagentur  Region Göttingen unter folgendem Link nachzulesen bzw. den folgenden Berichten "Die Bioenergiedörfer-Tagung 2010 war hier bei uns in Krebeck". Teil 2 und 3 als PDF angehängt.

http://energieagentur-goettingen.de/energieagentur/veranstaltungen-fortbildungen/bioenergiedoerfertagung/startseite/

awiso 15.09.2010

Am 10. und 11. September veranstaltet das "LEADER Regionalmanagement LAG Göttinger Land" eine Bioenergie-Tagung unter dem Motto "Motoren für eine nachhaltige Regionalentwicklung".

Zu diesem Erfahrungsaustausch laden die folgenden Veranstaltungspartner des LEADER gemeinsam ein:

  • Landkreis Göttingen
  • Interdisziplinäres Zentrum für Nachhaltige Entwicklung der Universität Göttingen (IZNE)
  • Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe (FNR)
  • Centrum Neue Energien (CNE)
  • Energieagentur Region Göttingen e.V.
  • Ländliche Erwachsenen-Bildung Niedersachsen e.V. (LEB)

Ablauf:

Am Freitag, den 10. September werden ab 14:00 Uhr Vorträge zu einer breiten Palette an Themen angeboten:

  • "Bedeutung der Bioenergie im ländlichen Raum",
  • "Die Idee zum Bioenergiedorf"
  • "5 Jahre Bioenergiedorf Jühnde"
  • "Bioenergiedörfer im Göttinger Land"
  • "Bioenergiedörfer in Deutschland"
  • "Das Beispiel Güssing: Nachhaltige Entwicklung durch regionale Energieversorgung"

Am Samstag, den 11. September finden zu folgenden Themen Workshops statt:

  • Technik zur Erzeugung von Wärme und Strom",
  • "Planung und Genehmigungspraxis",
  • "Rechtsform, Finanzierung und Wirtschaftlichkeit",
  • "Nahwärmenetz und Haustechnik",
  • "Information, Motivation und Partizipation" und
  • "Fördermittelmanagement" statt.

Diese bieten die Möglichkeit, sich mit konkreten Fragen aus der Praxis zu beschäftigen und die aus den Vorträgen des Vortages gewonnenen Informationen zu vertiefen. 

Besichtigungen unserer Biogasanlage sowie der Heizzentralen in Krebeck und Wollbrandshausen ergänzen den Informationsaustausch dieses Tages.

Das Faltblatt zur Tagung finden Sie in den Anlagen im Anschluss an diese Ankündigung

awiso 17.08.10

Anlage Bioenergie-Tagung im September in Krebck zum Download (240 KB, PDF)

Beim Tag der offenen Türe am 1. August 2010 war auf der Anlage der  "Bioenergie Wollbrandshausen-Krebeck e.G." richtig was los:

Am ersten August- Sonntag wurde bei uns zu Hause nicht, wie sonst üblich, über das nachmittägliche Freizeitprogramm diskutiert. Nö, denn dieses wurde ja diesmal auf unserer Biogasanlage geboten. Also radelten oder wanderten wir (ganz Bio: das Auto wurde (fast) keines Blickes gewürdigt) zur B27 hinaus. Dort begann ab 14 Uhr ein Tag der offenen Tür und das versprach (wie stets) interessant zu werden.

 


 

Schon am Eingangszaun der Biogasanlage prangte uns das brandneue LOGO unserer Genossenschaft verheißungsvoll entgegen.

Und nachdem die Räder abgestellt, das erste Getränk genossen waren, ging's schon los!

Aufsichtsratsvorsitzender Josef Sorhage und Vorstand Karl Heine begrüßten unsere Gäste, berichteten zusammengefasst vom Werdegang des Biogasprojektes von 2006 bis heute und stellten die Anlage und deren Dimensionen kurz vor (wer sich im Nachgang dazu informieren möchte, findet hierzu unter "Bioenergiedörfer"  Informationen).

Josef Sorhage und Karl Heine freuen sich über das offensichtlich große Interesse.

Der Tag der offenen Türe fand großes Interesse. Den ganzen Nachmittag war Bewegung auf dem Biogasgelände und ein beständiges Kommen und Gehen von zahlreichen heimischen und auswärtigen Gästen.

Die beiden Gärstrecken der Biogasanlage bestehen jeweils aus einem Haupt- und einem Nachgärungsfermenter, wurde dabei erklärt. Vorgeschaltet sind die 8.000 m2 riesigen Fahrsilos sowie eine Güllevorgrube. Nachgeschaltet sind drei Gärrestelager und ein Behälter für Sickersaft und Schmutzwasser. Zur zentral zwischen Wollbrandshausen und Krebeck gelegenen Anlage gehört außerdem das Betriebsgebäude mit dem Blockheizkraftwerk (BHKW) der Anlage und der davor befindlichen Wiegestation, erfuhren auswärtige Besucher.

Weitere Details wurden dann bei den von Josef Sorhage, Karl Heine und Klaus Wibusch, dem Anlagenleiter, geführten Besichtigungen der Biogasanlage mitgeteilt. Natürlich war ich als rasende Reporterin mit meiner Kamera mal wieder mitten drin (Ehrensache).

Bei den Fahrsilos ging es los. Sie enthalten, so erfuhren wir, 25.000 t Häckselmais und Ganzpflanzensilage, was dem Jahresbedarf entspricht.

Besuchergruppe mit Josef Sorhage bei den Fahrsilos

Davon werden täglich 60 t an zwei Vielfraße verfüttert. Nein, wir sind hier nicht im Zoo, obwohl es sich so anhöhrt - die sog. "Vielfraße" sind die Materialzufuhrstationen der beiden Gärstrecken. Nichts desdo trotz sollten diese  zu einem späteren Zeitpunkt des Nachmittags spektakulär gefüttert werden (also doch ein wenig wie im Zoo ?).

Karl Heine und seine Gäste verwegen Auge in Auge mit einem Viefraß?

Die Biogasanlage präsentierte sich aufgeblasen, was in keiner Weise unrespektabel gemeint ist - Biogasanlagen tun so etwas gerne. Am liebsten mögen wir es, wenn sie sich mit einem Methan-reichen Gasgemisch aufblasen. Der Methangehalt des in unserer Anlage erzeugten Gases beträgt etwa 56 %.

Fermenter mit prall gasgefülltem "Biolene"-Gummidach 
(Collage aus 2 Bildern, "Biolene": Warenzeichen der Firma AgriKomb)

Nun wird es aber Zeit, dass ich hier einmal die Millionen von Arbeitskräften vorstelle, die die eigentliche Arbeit einer Biogasanlage verrichten und das ohne Lohn und Gewerkschaft. Wo? Na in den Fermentern natürlich! Dort bauen Mikroorganismen das Gemenge aus Mais- und Grünpflanzensilage sowie Gülle schrittweise zu Biogas ab. Dabei erfolgt der Abbau des Ausgangsmaterials (Fette, Proteine, langkettige Kohlenhydrate) in 4 Schritten:

  1. Hydrolyse (Verflüssigung bzw. Abspaltung von Wasser),
  2. Acidogenese (vergärung und Säurebildung (z.B. Butter- und Propionsäure) sowie Bildung kurzkettiger Kohlenhydrate (Zucker) und Alkohol),
  3. Acetogenese (Bildung von Essigsäure, Wasserstoff und Kohlenstoffdioxid)
  4. Methanogenese (Bildung des Energie liefernden Biogasgemisches aus Methan, Wasserstoff, Kohlenstoffdioxid und Dihydrogensulfid (letzteres bildet Kristalle an der unter der "Gummihaube" verborgenen, durchlässigen Holzbalkendecke der Fermenter und wird so dem Prozess entzogen)).

Da Mikroorganismen, wie wir Menschen auch, bei angenehmen und motivierenden Arbeitsbedingungen (nicht zu heiß und nicht zu kalt, nicht mehr Arbeit, als zu schaffen ist, keine Störungen, kein durch Antibiotika, Spritzmittel und andere Quertreiber vergiftetes Arbeitsklima) am gründlichsten arbeiten und die besten Produktionsergebnisse präsentieren können, kommt einer geschickten "Betriebsleitung" bzw. einer gut kontrollierten Anlagenführung große Bedeutung zu. Klar.

Eine Besuchergruppe mit Josef Sorhage auf dem Weg ...

... ins Innere der Schaltzentrale zwischen den Fermentern.

Inzwischen macht Betriebsleiter Klaus Wibusch bereits mit den nächsten Wissbegierigen die Runde über das Gelände der Biogasanlage.

Klaus Wibusch inmitten einer großen Besuchergruppe.

Damit es keine Unfälle gibt, weil zu viele Besucher gleichzeitig auf das Betriebsgelände drängen, kümmerte sich der Chef des Sicherheitsdienstes aus Esplingerode, Arnold Wüstefeld, selbst freundlich, aber bestimmt um einen geordneten Zu- und Abfluss des zu den Führungen drängenden, großen Besucherstromes. So gut vorbereitet hat bei unserer sonntäglichen "Biogas-Parade" alles reibungslos und ohne Probleme geklappt !

Arnold Wüstefeld (3. Erwachsener von links, mit weißem Gehstock) kümmert sich um die Sicherheit aller Personen auf dem Gelände.

Für diejenigen, die schon fertig oder noch nicht dran waren und für alle anderen bot die Lauseberger Big-Band musikalische Unterhaltung vom Feinsten. Auch für das leibliche Wohl war mit Würstchen, Pommes, Kaffee oder Kuchen sowie Getränken bestens durch heimische Betriebe gesorgt.

Die Lauseberger Bigband spielt schmissig auf.

Für Kinder gab es ein vielseitiges Begleitprogramm. Unsere jungen Gäste konnten sich natürlich die Biogasanlage anschauen (was auch viele gemacht haben). Aber sie konnten auch malen, Stockbrot backen und an einem Luftballonwettbewerb teilnehmen.

Meinen jüngsten Sohn, der ja mit seinem Papa schon oft auf der Biogasanlage war, erspähte ich zunächst beim Einsammeln leerer Gläser für die Getränkebude und später hungrig bei der Stockbrotstation.

Bei Mitarbeiterin Frau Kretschmer gibt es Helium, Luftballons, Buntstifte, Papier und gute Laune.

Rasch schauete ich noch einmal bei den Besichtigungen vorbei. Karl Heine war mit einer Besuchergruppe inzwischen bei der Gas-Übergaberstation angelangt.

Hier wird der Großteil des durch die Mikroorganismen in den Fermentern erzeugten Biogases durch einen Aktivkohlefilter geschickt, heruntergekühlt und an die beiden dezentralen Heizzentralen in den Bioenergiedörfern Krebeck und Wollbrandshausen weitergeleitet. "Es gibt für jede Gärstrecke bzw. für jeden Ort eine Übergabestation", erklärte Karl Heine seinen Begleitern, "es ist aber auch problemlos möglich, mit einer Station beide Orte zu versorgen".

Gas-Übergabestation an die Gasleitungen zu den Bioenergiedörfern (Collage aus 2 Bildern)

Das mit den Heizzentralen wollten viele genauer wissen und begaben sich auf den Weg in unsere beiden Bioenergiedörfer Wollbrandshausen und Krebeck. Da wollte ich ja auch hin! Also nichts wie hinterher!

Am Ausgang der Biogasanlage sehe ich mich plötzlich zwei riesigen Kaltblutpferden gegenüber, die ihre Mähnen schütteln und bei mir Kindheitserinnerungen an Heuernten im Schwarzwald bei meiner Oma wecken. Auf dem Kremser lacht mir auch noch ein bekanntes Gesicht entgegen: 
Der Herr über die starken Pferde hat bei uns doch auch unseren Hausanschluss installiert (Nachzulesen unter "Aktuelles", "Wir bekommen unseren Hausanschluss" in 3 Folgen). Hallo, das ist ein nettes Wiedersehen! Und seine Familie hat er auch mit dabei. Na dann: Auf geht's zu den Heizzentralen - zuerst nach Krebeck.

Kremserfahrten zu den Heizzentralen

In Krebeck freuten sich die Aufsichtsräte Leo Jünemann und Andreas Bulik über jeden Besucher und zeigte allen die aneine Feldscheune angebaute und teilweise darin integrierte Heizzentrale mit zwei Blockheizkraftwerken (BHKW), in denen das von der Biogasanlage angelieferte Biogas verbrannt wird. Mit der daraus gewonnenen Wärme wird Wasser auf 80 °C erhitzt und in die gut wärmeisolierte Ringleitung des Nahwärmenetzes bis hin zu den angeschlossenen Haushalten in Krebeck geleitet. Überschüssige Energie wird ins regionale Stromnetz eingespeist. Möglichen Schwankungen des Wärmebedarfs wird mit Pufferspeichern und einem Spitzenlastkessel Rechnung getragen.

Führung durch die Krebecker Heizzentrale mit Leo Jünemann (3. v. rechts).

Übrigens: Das dezentrale Nahwärmenetz ist für beide Bioenergiedörfer Krebeck und Wollbrandshausen zusammengenommen ca. 10 km lang! Insgesamt sind 260 Haushalte angeschlossen.

Weiter ging meine kleine Kremser-Rundreise. Die Kaltblutepferde zeigten dabei unmissverständlich, dass sie "pro Biogas und Nahwärme" eingestellt sind und ließen etwas von ihrer wertvollen "Biomasse" zurück - wie Pferde das eben so tun. Schließlich sind wir hier im ländlichen Raum. Außerdem ist mir würzige Landluft sowieso lieber, als Chemiedünste!

Biomassespende!

Ich verließ mit einer Runde fröhlicher Bioenergie-Touristen die Heizzentrale in Krebeck mit dem Kremser ...

Heizzentrale Krebeck

... und fuhr von der Biogasanlage aus mit Kind und Kegel im Feuerwehrfahrzeug in die andere Richtung  zur vor Kurzem fertiggestellten und in Betrieb genommenen Heizzentrale im Bioenergiedorf Wollbrandshausen. Die Kaltblute wollten lieber noch einmal nach Krebeck traben.

Nach Wollbrandshausen durfte ich mit den Feuerwehrkameraden fahren.

Friedhelm Döring beantwortet geduldig viele Fragen zur Heizzentrale in Wollbrandshausen.

Auch hier waren bereits neugierige Besucher vor Ort, die von Aufsichtsrat Friedhelm Döring (der sich seine Aufgabe mit Vorstand Thorsten Freiberg teilte) alles über die Heizzentrale wissen wollten. Auch hier verbrennen zwei Blockheizkraftwerke das Biogas und erzeugen Wärme für die Wollbrandshäuser Ringleitung des dezentralen Nahwärmenetzes. Überschüssige Energie wird in das Netz des regionalen Stromanbieters eingespeist. Pufferspeicher hinter dem Gebäude und Spitzenlastkessel ergänzen die Ausrüstung der Heizzentrale sinnvoll.

Zwei Blockheizkraftwerke (BHKW) in der Heizzentrale in Wollbrandshausen (Collage aus 2 Fotos)

Schließlich kehrte ich wieder zur Biogasanlage zurück und schaute mir dort noch rasch das 5. BHKW im Betriebsgebäude an, das für die notwendige Prozesswärme der Fermenter und somit für das Wohlfühlklima der Mikroorganismen sorgt.  Die Biogasanlage besitzt also 5 BHKW, 2 in Krebeck, 2 in Wollbrandshausen und 1 bei der Biogasanlage selbst. Alle 5 BHKW verbrennen im Betrieb zusammen ca. 600 m3 Gas pro Stunde.

BHKW der Biogasanlage

Nun blieb mir noch ein wenig Zeit für einen Kuchen, eine schöne Tasse Kaffee, einen Schwatz mit netten Leuten  und einen Rundumblick nach meinen Lieben. Dann war es endlich soweit:

Die "Raubtierfütterung" begann!
Gott sei Dank sind die "Vielfraße" unserer Biogasanlage nicht lebendig. Sie sind aus Stahl, bleiben, wo man sie hingestellt hat (laufen einem nicht hinterher) und sind reine Vegetarier, die Häckselmais und Ganzpflanzensilage sehr gerne mögen ("Vielfraß": Warenzeichen der Firma AgriKomb). Da sie nicht wirklich aufessen, was man ihnen auftischt, sondern alles nach und nach über eine Förderschnecke an den Fermenter weitergeben, freuen sich dort die Bakterien, dass sie so gut versorgt werden.

Klaus Wibusch füttert seine Vielfraße nicht von Hand, sondern mit dem Frontlader.

Schau-Befüllung des "Vielfraß"- Kontainers mit Häckselmais

Die "Vielfraße" ermöglichen eine fernsteuerbare, kontinuierliche Materialzufuhr in die Hauptfermenter. Sie müssen nur dann wieder mit einem Vorrat an Aufgabegut befüllt werden, wenn sie fast entleert sind.

Ein Blick auf die Uhr ließ mich feststellen, dass der Nachmittag mal wieder viel zu schnell vorbeigegangen ist, denn Karl Heine rief gerade alle Kinder zusammen zum letzten Höhepunkt der Veranstaltung - dem Lufballon-Wettbewerb.

Die Kinder waren begeistert, schnappten ihre Luftballone ....

... und bescherten uns einen wunderschönen Abschluss des Tages der offenen Tür 
auf ihrer und unserer Biogasanlage.

Da fliegen sie hin - und hoffentlich recht weit!

Ob die Kinder am Sonntag  einmal darüber nachgedacht haben, was ihre Eltern und Großeltern da zukunftsweisendes für sie geschaffen haben und wieviel "menschliche Energie" dafür freigesetzt worden ist und immer wieder neu freigesetzt wird? Ob sie sich daran ein Beispiel nehmen und das später genau so tun werden? Wir hoffen es.

Wie hatte es Josef Sorhage zu Beginn dieses Nachmittages doch ausgedrückt:

"Wenn man gemeinschaftlich etwas in die Hand nimmt, kann man große Dinge erreichen."

Recht hat er!

awiso, 5.08.2010

Eine Besuchergruppe der Hochschule Harz (Hochschule für angewandte Wissenschaften (FH)) unter der Führung von Prof. Volker Ruwisch besichtigte am Freitag, den 23. Juli 2010 unserer Biogasanlage. Die ca. 30 Studenten aus Europa, Asien und Amerika absolvieren derzeit innerhalb der "International Summer School" der Harz Akademie vom 12.-30. Juli eine dreiwöchiges Seminar zum Thema der erneuerbaren Energiequellen für nachhaltige Entwicklung:

"Renewable energy sources for sustainable development - Basic and best practice"

 

Besuchergruppe der "International Summer School" der Harz-Akademie

Vorstand der "Bioenergie Wollbrandshausen-Krebeck e.G.", Karl Heine führte die jungen Leute zunächst durch die kurz vor der Inbetriebnahme stehende Heizzentrale in Wollbrandshausen und anschließend über das Gelände der Biogasanlage. Zuletzt besichtigte die interessierte Gruppe die Heizzentrale in Krebeck. Der Besuch endete mit einem kleinen Imbiss.

Besichtigung der Heizzentrale in Wollbrandshausen

Auf der Wiegestation der Biogasanlage. Wie schwer sind wir alle zusammen?

 

Prof. Volker Ruwisch und Karl Heine erklären Details der Anlage

Interessierte Zuhöhrer vor den Fermentern

Bei den Biogas-Übergabestationen (Beginn der Gaszuleitung zu den Heizzentralen)

Besichtigung der in eine Feldscheune baulich integrierten Heizzentrale in Krebeck (im Vordergrund die Werkstatt).

Wie bleibt das Wasser über längere Distanzen im Nahwärmenetz heiß? Die Isolierung der Wärmeleitungen wird gezeigt.

awiso 23.07.10

Nachdem der Durchbruch in unseren Keller für die Nahwärmeleitung geschaffen war (Folge 1) und der verteiler- und Regelkasten für unseren Nahwärmeanschluss gesetzt war (Folge 2) berichte ich heute in der letzten Folge dieser Serie über die Umstellung auf Bioenergie:

Endspurt! Unsere Heizung wird umgestellt!

In der zweiten Maihälfte begannen unsere Ölvorräte zur Neige zu gehen.

 


Dies erfüllte meinen Mann mit einiger Unruhe. Mehrfach kletterte er mit unserem Jüngsten auf die Öltanks im Keller. Gemeinsam pumpten sie das restliche Öl von Tank eins, zwei und drei in den vordersten Tank 4. Die beiden hinteren leeren Tanks wurden dann abmontiert und mit purer Männerpower (unser Ältester und sein Papa) die Treppe hoch in die Garage bugsiert. Dort lagern sie und warten auf die anderen beiden Tanks. Eine kleine Delle am Treppenabsatz blieb zurück und zeugt von dem Spektakel.

 

Als nächstes wurden die Rohrleitungen unseres bisherigen Heizungssystems da, wo sie versteckt waren, freigelegt.

Ende Mai war unser Öl verbraucht. Was nun? Es war draußen (leider) noch recht kühl. Aber bevor ich mir Sorgen machen und einen Stapel Taschentücher, Schals und warme Socken aus dem Schrank hohlen musste - kündigten sich schon die Heizungsmonteure an.

In den ersten Junitagen eroberten sie unseren Heizungskeller und unsere Herzen im Sturm.

Stück für Stück ...

wurde unsere alte Heizung abmontiert und verschwand nach draußen.

Erst der Brenner ....

dann die Brennkammer (gusseisern und elend schwer) ...

und schließlich der Warmwasserspeicher.

Und dann war unsere Ölheizung samt Brenner und Kessel plötzlich ganz aus unserem Heizungskeller verschwunden und der leere Sockel schrie förmlich nach neuen bioenergetischen Zeiten!

Diese folgten dann nach einer kurzen und heftigen Putzeinlage sogleich. Zunächst fanden sich zahlreiche glänzende Kupferrohre und Verbindungsstücke sowie etliche Werkzeuge in unserem Keller ein.

Dann ging es zügig weiter voran mit solider Handwerker-Wertarbeit. Alte Rohrleitungen wurden abmontiert und neue verlegt. Diese wurden an den Verteilerkasten angeschlossen. Und dann kam der Warmwasserspeicher (der viel kleiner war, als unser früherer Heizkessel) und machte mit seinem schlanken Design eine gute Figur auf unserem kurzfristig verwaisten Sockel.

Nachdem alles gut isoliert war, hieß es "Wasser Marsch!!!", wie bei der Feuerwehr und unser neues Heizungssystem wurde in Betrieb genommen. Unser Tobias saß dabei im Keller und fixierte aufmerksam die Anzeige des Wasserdruckes.

Die Hand seiner Mutter schwebte jederzeit drehbereit über dem Wasserzulaufhahn (nachgestellt, daher fehlt der Wasserzulaufschlauch, nicht wundern!).

Und unser Heizungsmonteur flitzte wie ein Kobold durchs Haus und entlüftete sämtliche Heizkörper, beseitigte eine kleine Überschwemmung unter einem solchen in unserer Erdgeschosstoilette und dichtete die tröpfelnde Leitung mit einem Dreh seiner Rohrzange problemlos und professionell ab. Kein Problem!

Unten im Keller meldete unser Sohn, wenn der Druck in der Leitung abfiel und seine Mutter ließ schnell Wasser in das Leitungssystem, bis der Druck wieder bei etwa 2 bar stand.

Hat alles wunderbar geklappt.

Schließlich wurde wenige Tage später unsere Anlage unter allgemeiner, gespannter Aufmerksamkeit komplett auf unsere Bedürfnisse hin eingestellt und alles erklärt. Wie man unten sieht, hat sich unser Papa einen Handtuchhalter-Heizkörper in der Waschküche installieren lassen, um seine Saunabadetücher trocknen zu können. Sehr praktisch - prima Idee!

Nun ist bei uns alles umgestellt, die Nahwärme fließt und wir fangen an, es zu genießen.

Wenn man täglich von Millionen von Litern Öl in den Nachrichten hört, die aus dem Bohrloch einer verunfallten Ölplatform ins Meer fließen und zu einer der größten (wenn nicht der größten Ölkatastrophe überhaupt) führen, mit unabsehbar großen Folgen für Tier und Mensch - dann bin ich doch sehr froh, dass wir jetzt Bioenergie haben.

So, das wars! Mit der Umstellung unseres Heizsystems auf Bioenergie bzw. mit dem Anschluss ans Nahwärmenetz endet mein Erlebnisbericht nun. Tschüss, bis bald mal. Ich geh jetzt duschen!

awiso 7.06.10