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Es wird geerntet! Ein Erlebnis der besonderen Art.

Am Montag, den 1. Oktober konnte ich mich erst in den späten Nachmittagsstunden zu Hause absetzen und folgte gleich einem Gespann, um herauszufinden, welcher Schlag gerade abgeerntet wurde. Die Sonne näherte sich bereits dem Horizont.


Abendsonne auf der Bürger-Biogasanlage der Bioenergie Wollbrandshausen-Krebeck e.G.

Das Gespann führte mich zu einem Feld zwischen Krebeck und Gieboldehausen. Vor Gieboldehausen ging es links ab von der B27 und über einige Feldwege bis zu einem Feld unterhalb (östlich) des Höherberges. Dort war die Ernte in vollem Gange – und der Landwirt fuhr gleich hinterher und schlägelte vermutlich die Maisstoppeln, damit sich der Maiszünzler nicht auf dem Acker breit macht. Der legt seine Eier nämlich gerne in die Maisstängel unterhalb vom ersten Knoten ab. Dort können sie den Winter überdauern, weil sie geschützt sind. Werden die Maisstoppeln zerstört, ist es vorbei mit der warmen Kinderstube.

Unter Aktuelles und per Direktlink auf der Startseite findet sich übrigens ein Artikel über 
den Maiswurzelbohrer, 
der in Baden Württemberg Probleme macht und inzwischen bereits in Hessen angekommen ist. 
Im Artikel informiert z.B. ein Link zu einer aktuell gehaltenen Karte über 
die Deutschlandweite Ausbreitung des Schädlings!

Da genau neben dem Feld östlich des Höherberges ein Hochsitz stand, nahm ich die Zugangsleiter beherzt in beide Hände (sicher ist sicher) und erklomm denselben. Leider bin ich ein wenig höhenängstlich – aber wenn ich gute Fotos wittere, ist mein Ehrgeiz doch stärker. Oben war mir ein wenig schwankend zumute (was am Hochsitz lag, nicht an mir) – aber die Aussicht war super. Nach 10 Minuten fühlte ich mich fast wohl da oben. Einige Häckselmaishäufchen ließen mich die Möglichkeit in Betracht ziehen, mit Energiemais geduscht zu werden (ist aber nicht passiert).


Husch, fuhr der Maishäcksler samt Gespann unter mir durch und 
husch waren sie vorbei: Das Ernteteam und dahinter der zuständige Landwirt


Herunterklettern ging leichter als raufklettern – die Erntemaschinen fuhren derweilen von meinem Mut 
völlig unbeeindruckt und bei hereinbrechender Nacht am Horizont entlang.


Eine rotgoldene Gloriole des letzten Tageslichtes lag für einige Minuten über dem Höherberg – dann wars dunkel.

Wieder folgte ich einem vollen Gespann zurück zur Biogasanlage, nachdem ich eine passende Gelegenheit abgewartet hatte, denn ich fahre den Erntefahrzeugen nicht gerne im Weg herum.

 
Die Erntegespanne passieren bei der Ankunft auf der Biogasanlage und vor der Rückkehr zum Ernte-Schlag die Waage 
(Gesamtgewicht - Leergewicht = Gewicht der Ladung).

Auf der Biogasanlage hatte man derweilen mit dem Befüllen von Silo 3 begonnen, das gemeinsam mit dem schon bis fast zur Oberkante der Silowände befüllten Silo 2 aufgebaut werden sollte.


Der Aufbau von Silo 3 hatte begonnen.

Nun ließ ich die Gespanne fahren und machte mich auf den Heimweg. Die folgenden Tage fand die Ernte ohne mich statt und am Freitag, den 5. und Samstag, den 6. Oktober ruhte die Ernte erneut aufgrund des Wetters.

Am Sonntag, den 7. Oktober ging es dann weiter mit der Ernte und am Montag, den 8. Oktober war ich wieder vor Ort.


Diesmal war es Vormittag und die Silos 2 und 3 waren inzwischen angeglichen worden 
und wurden nun gemeinsam gleichmäßig gefüllt.


Energiemais wurde Ladung für Ladung ...


... verteilt und festgefahren. Höher und höher ging es hinaus – bis fast zu den Wolken.


Am Tor zur Biogasanlage herrschte ein reges Kommen und Gehen.

Aber wo war der Maishäcksler, fragte ich in der Zentrale? Oh, in Krebeck! Da musste ich natürlich auch hin.

Am Maisfeld zwischen Ellerbach und Osterfeuerplatz angekommen, geriet ich beinahe in einen Stau. Fünf Erntegespanne standen fahrerlos mit offenen Türen in Schlange. Und der Maishäcksler? Der stand still und sagte keinen Piep.


Eine lange Schlange Erntegespanne mit leerstehenden Traktoren? Was war da los?

Nun, der Maishäcksler wird wohl ein wenig intensive Mechaniker-Zuwendung und vielleicht eine Portion Schmiermittel benötigt haben. Vielleicht saß ihm auch etwas quer im Magen. Ist ja bei uns auch manchmal so. Es waren jedenfalls genug Leute da, die davon mehr Ahnung hatten als ich, und es dauerte auch nicht lange, dann war alles wieder on Ordnung.

Offenbar hatte die unverhoffte Plauderpause nicht nur der Maschine gut getan, sondern auch den Fahrern, denn es ging trotz der logistisch nicht einfachen Erntefläche hurtig weiter und der Stau löste sich rasch auf.


Das steile Feld ließ aufgrund von angrenzenden Gräben, Bäumen und direkt angrenzenden Feldern 
anfangs kaum Bewegungsfreiheit und erforderte einiges an Fahrgeschick, bis die ersten Stoppel-Bahnen 
mehr Platz ließen. Das harmonische Zusammenspiel der Fahrzeuge war spannend zu beobachten.


Maisernte vor eindrucksvollem Panorama oberhalb von Krebeck (Mittig vor dem Horizont: Die Biogasanlage der Bioenergie Wollbrandshausen- Krebeck e.G. (BiWoK e.G.)). Der Maishäcksler frass sich durch und spuckte alles wieder aus. So soll es sein.


Die Aussicht in unsere schöne Landschaft war grandios! Siehe auch die Startseite. 
Dem Horizont rechts der Mitte vorgelagert: Die Biogasanlage der BiWoK e.G.


Auf der Biogasanlage wuchs der grüne Berg frisch einsilierter Energiepflanzen inzwischen stetig. 
Mit der ockerfarbenen Silage aus der Ernte 2011 rechts dieser Panorama-Aufnahme im großen Silo 4 
werden zurzeit die Fermenter gefüttert.

Am Mittwoch, 10. Oktober war der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende und Bürgermeister des Bioenergiedorfes Wollbrandshausen Georg Freiberg „mit’m Radl do“ ...


... und schaute sich den Berg einsilierten Häckselmaises in Silo 2 und 3 aus der Nähe an.

Am Donnerstag, den 11. Oktober war es neblig. Das war gut, denn das kündigte einen schönen Erntetag an. Gleich hinter Bilshausen (in Richtung Gieboldehausen, auf der linken Seite) schnitt der Maishäcksler gerade die letzten Maisstängel ab.


Maisernte im Morgennebel: Grad stand da noch Mais – und schon war er weg. 
Der Maishäcksler klappte seine Messer ein und machte sich auf zu neuen Schlägen – 
das halbvolle Wagengespann im Schlepptau.

Auch auf der Biogasanlage war‘s auch noch ein bisschen neblig – aber oben auf dem Silageberg schien schon die Sonne.


Ernteeinbringung auf der Biogasanlage im Morgennebel.

 
Über den Morgennebel hinaus wachsende Energievorräte (links) und ein frustrierter Hund (rechts).

Während Erntegespanne ihre Fracht abluden und die fleißigen BiWoK e.G. –Mitarbeiter alles verteilten und komprimierten, legte mir der Anlagen-Wachhund mal wieder sein Spielsteinchen vor die Füße. Ich habe ihm dann erklärt, dass das viele Gerenne und Abgebremse auf dem Asphaltbelag beim Steinchen werfen seinen Pfoten schadet, aber ich glaube – so richtig hat er meine standhafte Ignoranz 
gegenüber seinem Steinchen nicht verstanden, seufz. Nun, ich habe ihn durch ausgiebiges Streicheln und Kraulen getröstet.

Am späten Vormittag begab ich mich dann erneut auf die Suche nach dem Erntegeschehen und fand das verpflichtete Lohnunternehmen (Fa. Dörhage) zwischen Bils- und Gieboldehausen.


Dort wurde gerade unser Plocher-Versuchsfeld abgeerntet.

Wer mehr darüber wissen möchte, kann den Links auf der Startseite dieser homepage ins 
Intranet folgen (Anmeldung erforderlich!). Dort sind bisher 
3 Berichte zu den Versuchsreihen der Firma Plocher GmbH integral-technik 
in Zusammenartbeit mit unserer Bioenergiegenossenschaft
 

nachzulesen.

Am Samstag, den 13. Oktober hatte ich ganz unerwartet den Schneemenschen auf der Biogasanlage entdeckt – oder doch nicht?


Yeti oder nicht Yeti? Das war hier nicht wirklich die Frage, denn es handelte sich um einen Mitarbeiter der BiWoK e.G., 
der die frisch über die Silos 2 und 3 gezogenen Abdeckplanen mit Sandsäcken beschwerte, bevor der Wind sie wieder fortzog.


In den gemeinsam befüllten Silos 2 und 3 wurden die weißen Abdeckplanen provisorisch mit Sandsäcken fixiert.

Unter den weißen Planen in den Silos 2 und 3 lagern ca. 18.600 t Silomais. Mit den ca. 8.400 t aus Silo 1 sind das zusammen an die 27.000 t.



Inzwischen brachten die Erntegespanne den Häckselmais nach nebenan ins große Silo 4. 
In östlicher Richtung wurde vor der Silowand eine Fahrgasse freigelassen, 
um weiterhin zur Silage aus der Ernte 2011 gelangen zu können.


Fahrgasse zur Silage aus 2011.


Um die Mittagszeit konnte der große Bruder des kleinen Maishäckslers auf der Anlage kurzzeitig bewundert werden 
und ließ dabei ein Bubenherz deutlich höher schlagen, wie hier mit Gestattung der Eltern zu sehen ist. Die Maschine hatte 
ja locker 8 m Spannweite und konnte ihr Gebiss (Schneidwerk) herausnehmen. 
Das hat unser Dreigestirn (inzwischen alle groß) früher bei meinem Vater auch begeistert und der kann das heute immer noch.


Derweilen begab sich der kleine Maishäcksler gerade unterhalb des Höherberges, entlang des 
landwirtschaftlichen Verbindungsweges zwischen Wollbrandshausen und Krebeck auf die Suche nach einem neuen Maisfeld.

In der Dämmerung dieses Samstags frass sich der große Häcksler dann durch ein Maisfeld hinter Rollshausen, schaffte ca. 10 Reihen auf einmal, schluckte die Maispflanzen schneller als ich Reihen zählen konnte und spuckte oben alles in das Erntegespann.


Nächtliche Maisernte in der Feldflur hinter Rollshausen.


Der Energiemais landete in Silo 4.

Hier möchte ich mal eine Lanze brechen für die Mitarbeiter der BiWoK e.G., die seit Beginn der Ernte den Mais einsilieren und komprimieren:

Es hat etwas Magisches, ihnen bei der Arbeit zuzusehen. Ihre Ruhe ist ansteckend. Ihre Geschicklichkeit, Behutsamkeit und Umsicht beim Fahren mit den schweren Maschinen inmitten des oft regen Erntebetriebes haben mich schwer beeindruckt. Auch nach Stunden war kein Nachlassen der Harmonie zwischen den Fahrern festzustellen. Ein perfektes Team!

Erstmalig wurde bei dieser Ernte (2012) das Einsilieren des Energiemaises auf dem Gelände der Biogasanlage vollständig alleine (ohne Unterstützung durch das Lohnunternehmen) durch die Mitarbeiter der Bürger-Bioenergiegenossenschaft bewältigt. Das hat der Genossenschaft Kosten gespart.

Die Energiepflanzenernte draußen auf den Feldern und das Verbringen des Häckselmaises zur Biogasanlage wurde natürlich - wie in den vergangenen Jahren auch - durch das Lohnunternehmen Fa. Dörhage durchgeführt.

Im Laufe des Sonntags, den 14. Oktober begann es wieder zu regnen. Bei gutem Erntewetter wurde fast rund um die Uhr gearbeitet und der Vorstandsvorsitzende Karl Heine übernahm oft die Nachtschichten. Auch an diesem Tag wurde die Ernte bis in die Nachtstunden hinein fortgesetzt. Gegen 20 Uhr wuchs jedoch die Unruhe unter den Fahrern, da die zunehmende Nässe den Mais schwerer, das Fahren in der dunklen Feldflur und schließlich auch das Fahren auf der Silage gefährlicher machte. Also wurde beschlossen, den Feierabend etliche Stunden früher einzuläuten.


Die Erntegespanne luden in rascher Folge ihre letzten Ladungen im großen Silo 4 ab.


Soweit wie möglich, wurde noch alles verteilt und festgefahren (Ist die Silage zu nass, kann nicht komprimiert werden, 
bevor das Wasser nach unten abgelaufen ist).


Rasch wurden noch die beiden um diese Tageszeit immer hungrigen Vielfraße versorgt 
und bis zum Rand mit Silagemais aus der Ernte 2011 gefüllt.

 
Dann reihten sich Erntegespanne und beide Maishäcksler auf der Fläche gegenüber der Waage auf, um auf besseres Wetter zu warten.


Der große Maishäcksler kehrt zur Anlage zurück.

Nach so vielen Regenfotos war ich auch nass geworden und freute mich auf eine schöne Tasse heißen Tee.

Demnächst folgt der Ernteabschluss. 
Es grüßt Euch Eure rasende Reporterin


awiso , 15.10.12