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REGENERATIVE ENERGIEPROJEKTE in Bürgerhand, das ist
Wertschöpfung für die Zukunft der eigenen Region 

„Durch die Energiewende werden wir auch unabhängiger von Energieimporten. Das stärkt uns strategisch, und das ersetzt Import durch heimische Wertschöpfung. Durch den Ausbau der erneuerbaren Energien allein haben wir zuletzt 7 Milliarden Euro weniger für den Import von Öl und Gas ausgegeben – 7 Milliarden Euro, die im Inland investiert werden können.“ - soweit Bundesinnenminister Peter Altmaier, zitiert aus dem Magazin der Senioren-Union „SOUVERÄN“ Nr. 3 vom August 2012, S. 6-7 zum „Generationenprojekt Energiewende – Neuer Pionier- und Gemeinschaftsgeist“

Oh, habe ich mir gedacht, 7 Milliarden Euro heimische Wertschöpfung oder zusätzliches inländisches Investitionsvolumen im Großen, das ist schon mal eine Hausnummer!

Aber, wie ist das denn dann bei uns so im Kleinen?

 

Welche regenerativen Energieformen haben wir in unserem direkten Umfeld?

 

 

 

Wie ist denn da die Wertschöpfung abzuschätzen?

Hm. Da gibt es natürlich unsere Biogasanlage, die die angeschlossenen Haushalte mit Nahwärme versorgt, aber auch Photovoltaik auf unseren Dächern und Windräder in unserem Umfeld.

Ja, und dann habe ich mir den Stift hinterm Ohr hervorgeholt und mal ein wenig gerechnet:

Biogas

Unsere Biogasanlage erzeugt ca. 600-1.000 m3 Biogas pro Stunde. Dieses Biogas wird in 6 Blockheizkraftwerken zu Strom verarbeitet. Dabei fällt Wärme an. Insgesamt werden etwa 14 Mio kWh Strom und 14 Mio kWh Wärme pro Jahr erzeugt. Von den 14 Mio kWh jährlicher Wärmeproduktion gehen 4-5 Mio kWh/Jahr für die Versorgung der bisher angeschlossenen Haushalte ab. Ca. 1,4 Mio kWh/Jahr stellen den Wärmeverlust in den Nahwärmenetzen dar. Weitere 2 Mio kWh Wärme werden jährlich benötigt, um die Prozessbiologie zu gewährleisten. Es verbleiben also ca. 5 Mio. kWh Wärme/Jahr bisher ungenutzt.

Zukünftig sollen Wärmeüberschüsse für eine Herstellung von Düngemitteln aus Gärresten (Trocknung) sinnvoll genutzt werden. Damit würde unsere Biogasanlage die Jahresproduktion von 28 Mio. kWh Wärme+ Strom effektiv und vollständig nutzen.

Hinzu kommt, dass 2 von den 4 Spitzenlastkesseln kurz vor der diesjährigen Heizperiode auf die Verbrennung von Biogas umgestellt worden sind. Das bedeutet, dass wir unser Bioenergieprojekt nun annähernd vollständig auf regenerative Energien umgestellt haben und unabhängig sind vom Diktat der Ölkonzerne.

Eine kleine Beispielrechnung:

Unsere Biogasanlage hat bisher etwa 14 Millionen kWh Wärme pro Jahr erzeugt. Davon werden ca. 4-5 Mio. kWh Wärme pro Jahr von den bisher angeschlossenen Haushalten abgenommen. Das entspricht etwa 400.000-500.000 l Heizöl, die nötig gewesen wären, um die gleiche Wärmemenge zu erzeugen.

4-5 Millionen kWh kosten seit dem 1.04.2012 0,07 €/kWh, das sind 280.000-350.000 €/Jahr.

400.000-500.000 l Heizöl kosten momentan etwas um die 0,90 €/Liter und vor einigen Monaten noch 0,95 €/Liter, das sind Kosten in Höhe von ca. 360.000-450.000 €/Jahr (bei 0,90 €/Liter Heizöl) bzw. 380.000-475.000 €/Jahr (bei 0,95 €/Liter Heizöl).

Das bedeutet zunächst einmal, 
dass die Gesamtzahl unserer Wärmekunden 
je nach dem bei dieser Rechnung zugrunde gelegten Ölpreis von ca. 0,90 €/Liter bzw. ca. 0,95 €/Liter 
seit der Umstellung ihrer Heizung von Heizöl auf Biogas und Nahwärme 
bis zu ca. 80.000-125.000 €/Jahr 
sparen
.

Und es bedeutet außerdem, dass die durch die genossenschaftlich betriebene Bürger-Biogasanlage erwirtschaftete regionale Wertschöpfung bezüglich der Wärme bis zu ca. 260.000-350.000 € beträgt. Der Erlös aus dem Verkauf von bis zu 14 Mio. kWh Strom ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Der kommt ja noch dazu. 

Hätten wir unser Biogasprojekt nicht umgesetzt, würden unsere Mitglieder vielleicht immer noch mit Öl heizen und zusehen, wie ihr sauer verdientes Geld an Ölkonzerne/ins Ausland abfließt, um dort zu wirtschaften – nicht bei uns! (siehe zum Begriff Wertschöpfung unter "Photovoltaik" und Grafiken zur Wertschöpfung unter "Windrad")). Und - es kommen Jahr für Jahr weitere Hausanschlüsse dazu. Wärme ist noch genug für alle da, die sich noch anschließen wollen:

Oder:

Wäre unsere Biogasanlage zwar errichtet, aber nicht in Bürgerhand, sondern würde durch einen Konzern betrieben, würde auch der weitaus größte Teil ihrer jährlichen Wertschöpfung aus Wärme- und Stromproduktion zum Betreiber-Konzern/Investor und damit sonst-wo-hin abfließen, d.h. der Region nicht zur Verfügung stehen.

Na, da ist es doch gut, dass unser Biogasunternehmen eine Genossenschaft ist, die zum Vorteil ihrer Mitglieder und der Region wirtschaftet.

Eine Lanze brechen wollen wir hier auch einmal für die Bürgerinnen und Bürger unserer beiden Bioenergiedörfer, die sich bisher nicht ans Nahwärmenetz haben anschließen lassen. Die Errichtung unserer Nahwärmenetze bedeutete das Aufreißen der Straßen und Gräben zu den Grundstücken und für alle Bürger eine große Belastung über Monate hinweg. Das diese Baumaßnahmen in Ruhe durchgeführt werden konnten, war der Toleranz und Geduld aller in den beiden Bioenergiedörfern lebenden Menschen zu verdanken und zeigte die breite Unterstützung der Baumaßnahme.


Die Biogasanlage der Bioenergie Wollbrandshausen-Krebeck e.G. ist in Bürgerhand

Photovoltaik

Eine kleine Beispielrechnung:
Eine moderne 6,5 kW-Anlage für einen 7-8 Personen-Haushalt erzeugt ca. 6.000 kWh Strom/Jahr. 1 kWh Strom kostet ca. 0,24 €. 
Das sind ca. 1.440 € Wertschöpfung/Jahr.

Diese regionale Wertschöpfung bleibt, ob man den Sonnenstrom nun verkauft oder selbst nutzt, hier in unserer Region (wo das eigene Haus ja steht) und wirtschaftet in unserem kleinen jeweiligen Haushaltsplan, nicht im Ausland.

Was ist eigentlich "Wertschöpfung"?

Natürlich ist die Wertschöpfung nicht gleichzusetzen mit dem Gewinn (!),

denn es müssen ja - wenn wir einmal beim Beispiel der Photovoltaik bleiben - zunächst Ausgaben (Installationskosten, Kreditkosten, Umsatzsteuer als Kleinunternehmen usw.) gegen gerechnet werden. Erst ein verbleibender Restbetrag wäre dann der Gewinn (der nach Abtrag des Kredits natürlich zunimmt). 

Aber mit der Installation haben wir vermutlich bereits einen heimischen Handwerksbetrieb beauftragt und den Kredit zur Bezahlung der Rechnungen hat uns vermutlich eine heimische Bank gewährt. Den gewährten Kredit zahlen wir dann mit den Gewinnen aus Stromverkäufen an ein regionales Stromunternehmen zurück. Mit diesen teilweise komplexen Kapitalströmen in unserem Umfeld fördern wir die regionale Wirtschaft. Erwirtschaften die Photovoltaikmodule auf unserem Dach einen Überschuss/Gewinn, gehen wir mit diesem wiederum in der Region einkaufen oder legen ihn bei einer regionalen Bank an oder gehen damit auch mal ins Theater oder zu den Göttinger Symphonikern usw. All das schafft Arbeitsplätze, zunehmende Gewerbesteuereinnahmen für die Kommunen usw. und macht unsere Region stark für die Zukunft. All diese Aspekte gehören zur regionalen Wertschöpfung und kommen letztlich uns allen zugute (siehe auch Grafiken zur Wertschöpfung unter "Windrad).

Nicht zu vergessen, dass der Dienst an der Umwelt allgemein und unsere größeren Unabhängigkeit von Kohle- und Atomstrom sowie vom Diktat der Ölkonzerne durch die Nutzung der verschiedenen regenerativen Energieformen, ja eigentlich auch zur regionalen Wertschöpfung gehören. Aber das würde jetzt zu weit führen.


Photovoltaik und Windräder in und um Krebeck herum

Windrad

Eine kleine Beispielrechnung:
Eine durch einen InvestorXY/KonzernXY betriebene etwa 2,3-3 MW Windkraftanlage erwirtschaftet der Region pro Jahr eine Wertschöpfung vor Ort von ca. 50.000 €/Jahr (Pacht/anteilige Gewerbesteuer).

Aber: 
Diese regionale Wertschöpfung kann bis zum 6-fachen (!) anwachsen
*)
wenn das gleiche Windrad in Bürgerhand ist, also z.B. durch eine Bürger-Genossenschaft betrieben wird.

*) Einer vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung in Auftrag gegebenen Studie der Kasseler Klima- und Energieeffizienzagentur (KEEA) in Kooperation mit der Uni Kassel zufolge kann eine Windenergieanlage, die durch Bürgerhand betrieben und finanziert wird, gegenüber einem reinen Investorenmodell das bis zu 6-fache an Einnahmen für die Stadt/Region generieren. Das Ergebnis der Studie zeigt, dass neben den direkten Einnahmen gerade auch die oft nicht ausreichend betrachteten indirekten und induzierten Effekte Berücksichtigung finden müssen.

„Ein Windpark, der von örtlichen Bürgern realisiert wird, führt zu hohen regionalen Wertschöpfungseffekten, umso mehr, wenn die Finanzierung z.B. durch eine regionale Bank oder durch Kapital der Bürger erfolgt. Weitere positive Wertschöpfungsbeiträge ergeben sich für die Region, wenn weitere Dienstleistungen wie Buchhaltung und Steuerberatung (indirekte Effekte) für den Windpark in der Region erfolgen. Aber auch die Verausgabung der durch die Windkraftanlage entstehenden Einkommen der Bürger in der Region tragen zur regionalen Wertschöpfung beii." - so ein Herr Mannsbarth (SPD-Fraktion des Stadtverordnetenparlamentes Hofgeismar) zur beschlossenen Errichtung eines Bürgerwindparks in Hofgeismar. Artikel aus „Deutschland today“ vom 18.09.2012 „Windkraftanlagen bringen mehr als nur Pachtzahlungen“, nachzulesen unter folgendem Link:
http://www.dtoday.de/regionen/lokal-politik_artikel,-Windkraftanlagen-bringen-mehr-als-nur-Pachtzahlungen-_arid,189704.html

Eine Bürger-Windanlage könnte - unserer kleinen Beispielrechnung entsprechend - also eine regionale Wertschöpfung (siehe zum Begriff "Wertschöpfung" unter Photovoltaik) von bis zu 300.000 € pro Jahr erwirtschaften (6x50.000 € aus Stromerlösen, Pacht, 100% Gewerbesteuer).

Das heißt auch:
Bei Betrieb durch einen Großkonzern fließt der Großteil der Wertschöpfung der Anlage aus unserer Region an den Investor/ins Ausland ab - und wirtschaftet wo anders – nicht bei uns!

Die "endura kommunal GmbH", ein Beratungs-Unternehmen aus Süddeutschland, das Kommunen bei der Projektierung z.B. von Windenergieanlagen (WEA) begleitet, kommt innerhalb ihrer Beispielrechnung mit einem Bündel von zwei Windenergieanlagen (WEA) mit je 3 MW (zusammen 6 MW) Leistung und 20 Jahren Betriebszeit zu folgenden Ergebnissen:

Bei Entwicklung und Betrieb durch Projektentwickler/Investor verbleiben in der Kommune nach einer Betriebsdauer der WEA von 20 Jahren Einnahmen aus Pacht und Gewerbesteuer in einer Höhe von ca. 1,8 Mio € (Grafiken 1 a und 1 b). Bis zu 95 % der Wertschöpfung fließen ab.


Grafik 1a


Grafik 1b

Bei Entwicklung und Betrieb durch die Kommune selbst bzw. eine lokale Betreibergesellschaft verbleibt nach 20 Jahren Betriebsdauer der WEA eine regionale Wertschöpfung von ca. 10,3 Mio € in der Kommune/Region! (Grafiken 2a und 2b)

10,3 Mio € sind ungefähr das 5,7 fache von 1,8 Mio €!


Grafik 2a


Grafik 2b

Quelle/Literatur der obigen 4 Grafiken 1a, 2a, 2a und 2b: „Handlungsmöglichkeiten für Kommunen bei der Realisierung von Windenergieanlagen“, Windkraft für Schwarzwald-Kommunen, Gengenbach, 04. Oktober 2012, Rolf Pfeifer, endura kommunal GmbH, 79110 Freiburg, Emmy-Nöther-Str. 2 (die Verwendung ist unter Quellenangabe von der endura kommunal GmbH gestattet)

Literatur:

Wen dies näher interessiert, möge unter folgendem Link nachlesen:
http://www.endura-kommunal.de/chancen-fuer-kommunen/wertschoepfung-fuer-windkommunen.html

oder die zugehörige Power-Point-Präsentation als pdf. einsehen:
http://www.endura-kommunal.de/uploads/media/Gengenbach_RolfPfeifer_endurakommunal.pdf

Abschließend ein Link zu einer Studie zur kommunalen Wertschöpfung, bezogen auf verschiedene erneuerbaren Energieformen:
"Kommunale Wertschöpfung durch Erneuerbare Energien" von Bernd Hirschl, Astrid Aretz, Andreas Prahl, Timo Böther, Katharina Heinbach, Daniel Pick, Simon Funcke, in Kooperation mit dem Zentrum für Erneuerbare Energien (ZEE) der Universität Freiburg. Studie im Auftrag der Agentur für Erneuerbare Energien (AEE), veröffentlicht in der Schriftenreihe des IÖW (Institut für ökologische Wirtschaftsforschung) 196/10, Berlin, September 2010, ISBN 978-3-932092-99-2
Link: http://www.ioew.de/uploads/tx_ukioewdb/IOEW_SR_196_Kommunale_Wertsch%C3%B6pfung_durch_Erneuerbare_Energien.pdf

Nun, nach diesen Überlegungen komme ich jedenfalls zu dem Schluss: 
Wir sollten die Energiewende auch weiterhin selbst in die Hand nehmen! 
Unbedingt!

Ok, ein Bundesinnenminister oder die große Politik alleine können nicht alles! Außerdem ist manchmal bei der nächsten Wahl einiges hinfällig, was zuvor propagiert wurde. Das kennen wir alle.

Aber es liegt eben nicht alles an der großen Politik, es hängt auch viel von uns Bürgern ab, z.B. wie deutlich wir machen, dass wir die Energiewende wirklich wollen – und wie konsequent wir uns für eine gut aufgestellte Zukunft unserer Kinder und unserer Heimat engagieren wollen.

Das musste jetzt mal sein!

In diesem Sinne wünsche ich Euch ein nachdenkliches und 
gesundes neues Jahr mit zunehmender regionaler Wertschöpfung!

Eure rasende Reporterin
awiso am Dezember 2012

Anlage Wertschöpfung auf regionaler Ebene (Studie) zum Download (2973 KB, PDF)